Zeit für das Wesentliche

28. Juni 2016

Der Tourismus ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in Tirol. Aber was zeichnet ihn als solchen aus, welche Vorteile bietet er und ist ein Job im Gastgewerbe familienfreundlich?

In Tirol, Vorarlberg und Salzburg ist die Arbeitslosenquote 2015 im Vergleich zum Vorjahr nur gering gestiegen: in Tirol und Vorarlberg um 0,1 und in Salzburg um 0,2 Prozent. Zumindest in den Saisonen ist dieser geringe Anstieg auch dem Tourismus anzurechnen.

Wichtiger Arbeitgeber

Im April 2016 konnte Tirol einen Rückgang von 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Die Arbeitslosenquote lag damit bei 8,6 Prozent, während sie österreichweit um 0,5 Prozent stieg. Mit einem Minus von 6,9 Prozent wurde bei den Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben der größte Rückgang an Arbeitslosen verzeichnet. Aktuell sind in Tirol in 5.658 Tourismusbetrieben 50.800 Mitarbeiter und rund 10.000 weitere in tourismusnahen Branchen wie zum Beispiel dem Handel beschäftigt.
arbeitsplatz

Attraktiver Arbeitgeber

Neben Gewerbe und Handwerk sowie Industrie und Handel ist der Tourismus einer der wichtigsten und größten Arbeitgeber in Tirol. „Und ein attraktiver“, wie Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), findet: „Die Hotellerie zum Beispiel bietet Fachkräften quasi eine Jobgarantie. Top-Mitarbeiter stehen immer hoch im Kurs und können sich in der Regel aussuchen, wo sie arbeiten wollen.“ Einen weiteren Vorteil im Tourismus sieht Michaela Reitterer auch in der Internationalität der Branche. Tourismusabsolventen aus Österreich gelten weltweit als heiß begehrt.

michaelareitterer„Kaum eine andere Branche bietet die Möglichkeit, so viel von der Welt zu sehen und dort zu arbeiten, wo man auch wirklich hinmöchte.“

Michaela Reitterer, Präsidentin der österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV)

In Bewegung

In der Branche hat sich in den vergangenen Jahren auch viel bewegt. Neben den klassischen Bereichen wie Rezeption, Küche und Service eröffnet vor allem die Digitalisierung neue Möglichkeiten. Beispiele wären hier das immer wichtiger werdende Online Marketing oder das Revenue Management – also Bereiche, die vom Versand von zielgruppenspezifischen Newslettern über die Aufbereitung von Inhalten für verschiedene Kommunikationskanäle bis hin zur Platzierung von Online-Werbeschaltungen reichen. Unter Letzterem versteht man eine dynamische und meist rechnergestützte Preis- und Kapazitätssteuerung. „Je stärker der Vertrieb digitalisiert wird – mittlerweile wird mehr online als offline gebucht – desto besser muss das Unternehmen aufgestellt sein“, erklärt Michaela Reitterer.

Auch die Tiroler Raiffeisenbanken sind stets bemüht, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern, wie diese Beispiele belegen:
Die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG trägt das Gütesiegel „Audit berufundfamilie“ und schaffte es im Tiroler Ranking „Familienfreundlichster Betrieb 2015“ auf den dritten Platz.
Ebenfalls mit dem Zertifikat „Audit berufundfamilie“ wurde die Raiffeisenkasse Hart eGen 2010 ausgezeichnet. Die 74 Tiroler Raiffeisenbanken setzen gezielt auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen, halten die Work-Life-Balance hoch und bieten ihren Mitarbeitern – so wie zum Beispiel die Raiffeisenbank Hippach und Umgebung eGen oder die Raiffeisenbank Seefeld-Leutasch-Reith-Scharnitz reg. Gen.m.b.H. – flexible Gleitzeitmodelle.
Auch die Raiffeisenbank Ried in Tirol reg. GenmbH setzte bereits 2003 Initiativen für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die ebenfalls ausgezeichnet wurden.
Gemeinsame Wege finden

Trotz dieser Möglichkeiten hat der Tourismus teilweise noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen. Als nicht familienfreundlich wird er besonders oft abgestempelt. „Hier kommt es leider oft zu einer verzerrten Darstellung, wo Äpfel mit Birnen verglichen werden. Alte Klischees werden gehegt, die heutzutage einfach nicht mehr der Realität entsprechen“, so Michaela Reitterer. Um dem entgegenzuwirken, setzt Reitterer vor allem auf eines: „Das Beste, was man machen kann, ist, einfach auf volle Transparenz zu setzen.“
Für Mag. Elisabeth Wenzl, Geschäftsführerin der Familie & Beruf Management GmbH, ist in Sachen Familienfreundlichkeit indessen klar: „Jedes Unternehmen aus jeder Branche und jeder Größe kann familienfreundlich sein.“ Dies gilt, sofern das Unternehmen bereit ist, gemeinsam mit seinen Mitarbeitern geeignete Maßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen. „Das Audit berufundfamilie ist ein Personalmanagement-Instrument, das diesen Weg unterstützt und eine staatliche Auszeichnung bietet“, erklärt Wenzl. Die GmbH ist in ganz Österreich tätig und arbeitet auch mit den Wirtschaftskammern in den Bundesländern zusammen. Im Tourismus sieht Wenzl aufgrund des traditionell hohen Frauenanteils einen besonderen Bedarf an familienfreundlichen Maßnahmen, entdeckt in der Branche aber viele Möglichkeiten: „Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft bietet vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten und schafft auch abseits von Wirtschaftszentren Arbeitsplätze.“

WAS IST FAMILIENFREUNDLICH?

3 Fragen an Mag. Elisabeth Wenzl, Geschäftsführerin der Familie & Beruf Management GmbH
    elisabeth_wenzl

  • Was zeichnet einen familienfreundlichen Arbeitsplatz aus?
    Familienfreundlich ist ein Betrieb immer dann, wenn Führungskräfte und Mitarbeiter gemeinsam an familienfreundlichen Maßnahmen arbeiten, die auch zum Unternehmen passen.
  • Wie wichtig ist das Thema Führungskultur?
    Führungskräfte müssen nicht nur den täglichen Herausforderungen gewachsen sein, sondern haben auch die Aufgabe, umsichtig und sensibel auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter einzugehen.
  • Können auch finanzielle Anreize geschaffen werden?
    Die Aufnahme von Vereinbarkeitsthemen in die strategische Planung und Prämien bei deren Zielerreichung wären mögliche Anreize.

 



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