Biopionier mit Haubenrestaurant

13. August 2015

Trendsetter aus Innvervillgraten: Wahrscheinlich eines der ersten Biohotels weltweit steht seit 1971 ebendort. Alois Mühlmann spricht über sein traditionsbewusstes Bio-Selbstverständnis .

Der Biobauer, Jazzmusiker und Idealist Alois Mühlmann ist ein Mensch, mit dem man wegen seines offenen, freundlichen und gemütlichen Wesens sofort per Du ist. Er führt seit 1971 sein Biohotel in Innervillgraten. Auf seiner Webpräsenz hat er das Wort „Bio“ in keinem Satz erwähnt; dafür stehen dort andere originelle und lustige Details.

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Foto: Gannerhof

Bio ist Lebenseinstellung und Grundhaltung

„Alles von der Natur und mit der Natur. Das kann man jetzt Bio nennen – oder so“, beschreibt Alois Mühlmann seine Sicht von Bio. „Für mich ist Bio noch mehr: ein Selbstverständnis, wie man mit Nahrung und der Umwelt umgeht“, ergänzt der Biobauer. Für ihn haben Lebensmittel, die mit Chemie und Technik verfälscht sind, mit Ökologie nichts zu tun. sondern zählen zu „übelster Ökonomie“.

Selbstverständnis BIO

Alois Mühlmann über BIO

• „Für mich ist Bio noch mehr: ein Selbstverständnis, wie man mit Nahrung und der Umwelt umgeht.“
• „Meine Gäste sind daher auch keine klassischen Bio-Freaks.“
• „Bio ist aber für alle da und ich will es jedem zugänglich machen.“

Bio ist für alle, nicht nur für „Freaks“
„Meine Gäste sind daher auch keine klassischen Bio-Freaks“, berichtet Alois weiter. Der fanatische Biogast sei manchmal ein wenig verklemmt und irgendwie blind für die anderen schönen Dinge des Lebens. „Bio ist aber für alle da und ich will es jedem zugänglich machen.“ Seinen Betrieb als Biohotel zu vermarkten, würde nämlich heißen, jene auszuklammern, die nicht nur wegen Bio kommen. „Gäste des Gannerhoflieben Natur und Qualität, wollen sich einfach ein paar Tage in einem feinen Hotel gönnen und gut essen. So guten Schinken und Speck bekommen sie nämlich sonst nur in Feinkostläden in den Städten“, erzählt der bodenständige Osttiroler Hotelier.

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Foto: Gannerhof

 

Bio vom Essen bis zur Bettwäsche

Eigentlich ist das Haus ein ganz klassisches, fast schon kitschiges Hotel mit wunderschönen Zimmern: Aus dem Restaurant kommen für Hotelgäste und Besucher hervorragendste Geschmackserlebnisse – egal, ob sie eine Hochzeit feiern oder schnell einen Kaffee auf der Terrasse trinken. Der feine Unterschied: Im Gannerhof ist alles bio. Das Fleisch stammt von Bauern und Metzgern aus der Region, das Schweinefleisch von der hofeigenen Viehzucht. Brot, Marmelade und Speck sind selbst gemacht. Die Betten sind alle aus Vollholz, die Matratzen, Decken und Polster vom ortsansässigen Schafbauern. Selbst die Fenster und Beschläge sind vom regionalen Tischler sowie vom Schmied um die Ecke. „Sonst habe ich Dinge, die sowieso jeder hat“, meint Alois bescheiden. „Von der Hackschnitzelanlage bis zum Kräutergarten … das Übliche.“

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Foto: Gannerhof

Gault-Millau, Falstaff und Co.

AloisMuehlmann„Unsere Küche ist seit 20 Jahren sprichwörtlich ausgezeichnet“, erwähnt Alois in einem Nebensatz. Sohn Josef Mühlmann führt diese seit 10 Jahren erfolgreich und wird den Betrieb Gannerhof auch in naher Zukunft übernehmen. „Irgendjemand hat mir gesagt, ich solle das auch auf unsere Website stellen. Das habe ich dann auch gemacht.“

Gault-Millau-Punkte und Hauben verwundern nicht, wenn man den Gannerhof kennt, denn der Restaurantführer misst Frische, Qualität und natürlichen Geschmack. Dafür steht der Gannerhof auch. In einem Auszug aus der Bewertung von 2011 heißt es: „Das Erfolgsrezept der Familie Mühlmann, bäuerliche Qualitätsprodukte aus der Umgebung mit hohem Können, Einfallsreichtum, Sorgfalt und Liebe kulinarisch zu veredeln, bewährte sich auch diesmal […].“

 

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Wordrap mit Alois Mühlmann
  • Bio: Selbstverständnis
  • Fleisch: Gutes Futter und biologisch natürliche Behandlung ist Grundlage für Reifung.
  • Fisch: Stammt im Gannerhof aus einem Waldteich mit Forellen- und Saiblingszucht bei der Unterstalleralm.
  • Gemüse: Leider schwer in Osttirol anzubauen. Von Industriegemüse halte ich überhaupt nichts.
  • Brot: Aufgeblähtes Industriebrot gibt es im Gannerhof nicht. Wir backen selbst.
  • Osttirol: Hätte manchmal besser zu Italien gepasst. Wir sind ein Kleinod in alle Richtungen.
  • Tourismus in Osttirol: Leider sind wir am Weg, es so zu machen, wie es in Tirol Mainstream ist. Manchmal fehlt es uns am Bewusstsein und Selbstbewusstsein für das Gute, das wir im Land haben.
  • Musik: Ich bin Jazzmusiker, das sagt alles. Dazu passt auch mein Hotel: eine wohlinterpretierte Komposition.
  • Gannerhof: Biohotel, ohne dass es jemand weiß.
  • Innervillgraten: Die Innsbrucker kommen hierher und sehen, wie schön sie es einmal hatten.
  • Raiffeisen: Hat mir sehr geholfen, meine Visionen umzusetzen.


AloisMuehlmann

ZUR PERSON

Alois Mühlmann setzt auf Bio, posaunt es aber nicht hinaus, obwohl er Jazzmusiker ist.
Er ist ein bescheidener und ein wenig eigenbrötlerischer Idealist für den BIO Teil unseres Daseins is: Alles sollte von und mit der Natur sein.



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