Dem Skisport bricht die Jugend weg. Was tun, wenn weniger Nachwuchs nachkommt? Nachwuchsförderung!
Die Lust aufs Skifahren ist bei Jung und Alt groß, trotzdem werden künftig weniger Skifahrer nachkommen, sagt der Tiroler Skitourismus-Forscher Günther Aigner. Die frühe Nachwuchsförderung – wie in Tirol – hilft, die Zukunft des Skisports zu sichern.
Der Sportwissenschaftler und Wirtschaftspädagoge Günther Aigner setzt sich seit zwei Jahren hauptberuflich mit der Zukunft des Skisports auseinander. Als Grundlage seiner Forschungsarbeit stellte der Tiroler fünf Thesen zu aktuellen und künftigen Entwicklungen des Sports in Österreich auf (siehe Factbox). Eine davon lautet: Dem Skisport bricht die Jugend weg. Aigner erklärt: „Dass die Anzahl der Skifahrer schrumpfen wird, liegt nicht daran, dass die Begeisterung für den Sport weniger wird – die ist nach wie vor ungebrochen. Wie viele Kinder Skifahren lernen, hängt von mehreren Punkten ab.“ Einer davon ist der demografische Wandel. „In westlichen Ländern nimmt die Anzahl älterer Menschen tendenziell zu, während die Geburtenrate sinkt. Der Pool an potenziellen Skifahrern verringert sich demzufolge“, so Aigner.
Zudem wirken sich ökonomische Entwicklungen auf die Freizeitgestaltung von Familien aus. „In den vergangenen 25 Jahren sind die Lebenskosten gestiegen, während das Einkommen in Österreich nahezu gleich geblieben ist. Auf nicht Lebensnotwendiges wie Skifahren wird als Erstes verzichtet“, erklärt der Skitourismus-Forscher. Auch den Einfluss der Migration auf die Zukunft des Skisports nimmt Aigner unter die Lupe: „Je nach Herkunftsland können Zuwanderer dem Skisport Aufschwung verleihen oder nicht. Nach Österreich, insbesondere Tirol, kommen zum Beispiel viele Deutsche, die ähnlich skiaffin sind wie die einheimische Bevölkerung.“ Migranten aus Ländern, wo die Skikultur nicht vorhanden ist, müsse das Skifahren erst nahegebracht werden.
Schule im Schnee
Interessanterweise geben aktuelle Wintersporttrends wie das Skitourengehen oder das Langlaufen dem Ski alpin zusätzlichen Auftrieb. „Diese Aktivitäten sind Erscheinungsformen des Skisports. Ich sehe sie weniger als Konkurrenz, denn die meisten Skitourengeher betreiben auch alpinen Skisport. Je mehr Menschen die Freude am Sport im Schnee entdecken und erhalten, desto besser“, ist Aigner überzeugt.
Ab auf die Piste
Schon von Kindesbeinen an erfährt man in Tirol durch zahlreiche Initiativen wie facettenreich der Skisport ist. Sie finden untenstehend eine Auswahl – nähere Informationen unter www.tiroler-schulsport.at
• X-Day im Kühtai
als
landesweite Schulveranstaltung für Schüler der 5. Bis 13. Schulstufe
• Gratis Pistengaudi „Skifahr’n“
„Skifahr’n“ wurde vom LSR und der Fachgruppe Seilbahnen 2004 ins Leben gerufen:
Gratis-Skikarten in 76 Skigebieten für Schüler der 1. Bis 9. Schulstufe; nur 5 Euro für Schüler der 10. Bis 13. Schulstufe.
• Ruckzuck
Schulsportmeisterschaften im Zweijahresthythmus
Spiel und Spaß im Schnee
Diverse Aktivitäten des Tiroler Skiverbandes (TSV) als Nachwuchsbewerbe für Skitalente und Hobbyrennläufer
• Tiroler Schulsportservice
Schulen haben die Möglichkeit über die Abteilung Sport qualifizierte Trainer aus verschiedensten Disziplinen einzuladen. Ski alpin zählt steht dabei ganz oben auf der Nachfrage-Liste.
In Tirol wird bereits einiges unternommen, um Kindern von klein auf die Begeisterung für den Sport im Schnee zu vermitteln. „Der Skitourismus, das Land und die Wirtschaft haben in der Vergangenheit viele gute Aktionen ins Leben gerufen, um die Kinder auf die Piste zu bringen.“ Initiativen, wie kostenlose Skipässe oder vergünstigter Verleih der Ausrüstung, begrüßt Aigner besonders. Eine Schlüsselrolle in der Nachwuchsförderung trägt Aigner zufolge die Schule. „Kinder sollten im Rahmen des Schulbesuchs die Möglichkeit erhalten, mindestens einmal alle zwei Jahre Ski fahren zu gehen“, fordert er.
MMag. Günther Aigner, Skitourismus-Experte
Der Skitourismus-Forscher ist zuversichtlich, dass der Skisport Zukunft hat: „Das Prinzip des Skifahrens – sich mit zwei Brettern und zwei Stöcken fortzubewegen – gibt es schon seit Tausenden von Jahren. Die Faszination für das mühelose Gleiten durch den Schnee ist zeitlos. Ich bin mir sicher, dass auch die nächsten Generationen Feuer und Flamme fürs Skifahren sein werden, wenn wir ihnen die Möglichkeiten dazu geben.“
ZUR PERSON
- MMag.Günther Aigner studierte Sportwissenschaft und Wirtschaftspädagogik in Innsbruck und an der University of New Orleans.
- Nach weiterführenden Forschungstätigkeiten am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck folgt der Wechsel ins Tourismusmarketing.
- Seit August 2014 ist Aigner hauptberuflich als Skitourismus-Forscher tätig und führt die Plattform „Zukunft Skisport”.
- Seine „Fünf Thesen zur Zukunft des alpinen Skisports“ stellte der Tiroler erstmals im August 2012 beim Europäischen Forum in Alpbach vor.