Wie Sie Ihre Gäste mit Merkfähigkeit beeindrucken.
„Wie immer?“, fragt der Kellner. „Ja“, entgegnet der Gast. „Aber bitte diesmal doppelt.“ Serviert wird ein Gin Tonic mit Gurke. Der Kellner hat seine Hausaufgaben gemacht, der Gast freut sich und fühlt sich zuvorkommend behandelt – so als wäre er der einzige und wichtigste Gast im Lokal.
Gedächtnistrainerin Dr. Luise M. Sommer erklärt: „Aufmerksamkeit und Achtsamkeit sind die Schlüssel zur Merkfähigkeit.“ Diese wiederum ist Basis von exzellentem Service und enger Kundenbindung. „Das Gedächtnis zur besseren Merkfähigkeit trainieren kann jeder. Man muss nur wollen und Herr im Hirn bleiben.“
Was unterscheidet Menschen mit einem guten Gedächtnis von jenen mit einem schlechten?
Mit unserem Gedächtnis beeinflussen wir die Wahrnehmung des Gegenübers. Jene mit einem guten Gedächtnis signalisieren ihren Mitmenschen primär: Ich halte dich für beMERKENSwert – mit den wünschenswerten Folgen (siehe Kasten).
Be-MERKens-WERT
Aufmerksamkeit und Achtsamkeit sind die Schlüssel zur Merkfähigkeit.
• „Das Gedächtnis zur besseren Merkfähigkeit trainieren kann jeder. Man muss nur wollen und Herr im Hirn bleiben.“
• Ein gutes Gedächtnis signalisiert dem Mitmenschen: Ich halte dich für beMERKENSwert, sprich: des Merkens wert.
• Diese Merkfähigkeit empfindet der Gesprächspartner als Wertschätzung.
Bedeutet Merkfähigkeit gleichzeitig höhere Intelligenz?
Menschen mit gutem Gedächtnis werden als verlässlicher und schlauer eingestuft – das heißt aber nicht zwingend mehr Grips. Intelligenz ist für mich die Fähigkeit, sich in neuen
Situationen zurechtzufinden aufgrund von Einsichten, Wissen und Erfahrungen. Ein gutes Gedächtnis ist hierfür zwar hilfreich, aber nicht alleine ausschlaggebend.
Warum gibt es große Unterschiede? Liegt es an der besseren Ausstattung oder an besseren Strategien?
Ein gutes oder schlechtes Gedächtnis ist kein Schicksal. Wir können es bis ins hohe Alter trainieren, fordern und fördern. Auch fürs Gehirn gilt: „Use it or lose it!“ Besser sind daher jene, die mehr trainieren. Aber auch fürs Training der grauen Substanz gilt: Es muss Spaß machen und Endorphine ausschütten. Der Hirnforscher Gerald Hüther meinte sehr treffend: „Begeisterung ist Dünger für unser Gehirn.“
Warum gibt es große Unterschiede? Liegt es an der besseren Ausstattung oder an besseren Strategien?
Ein gutes oder schlechtes Gedächtnis ist kein Schicksal. Wir können es bis ins hohe Alter trainieren, fordern und fördern. Auch fürs Gehirn gilt: „Use it or lose it!“ Besser sind daher jene, die mehr trainieren. Aber auch fürs Training der grauen Substanz gilt: Es muss Spaß machen und Endorphine ausschütten. Der Hirnforscher Gerald Hüther meinte sehr treffend: „Begeisterung ist Dünger für unser Gehirn.“
Sollte ein Hotelbetrieb mit seinen Mitarbeitern Gedächtnistraining betreiben? Und warum?
Auf jeden Fall! AufMERKsame Mitarbeiter bestimmen über die Wohlfühlqualität in einem Hotel mit. Gäste fühlen sich wertgeschätzt, wenn sich die Rezeptionisten ihren Namen oder der Kellner ihren Lieblingswein merkt.
Wie sollen wir nun unser Gedächtnis trainieren?
Bleiben Sie neugierig. Lernen Sie ein Leben lang dazu und ersetzen Sie den Satz „Das darf ich nicht vergessen!“ durch „Das merk’ ich mir!“. Das Wort „nicht“ versteht unser Gehirn nämlich nicht. Betrachten Sie den Alltag außerdem als Trainingswiese – immer und überall.
Mit welcher Folge?
Plötzlich merken Sie sich wieder bewusst Dinge, die für Sie wichtig sind, beeindrucken damit jemanden und werden als intelligent eingestuft – mit allen positiven Folgen. Gleichzeitig trainieren Sie damit Ihr Gedächtnis.
Braucht es sonst noch etwas dazu?
Die Basis eines guten Gedächtnisses sind Achtsamkeit und Aufmerksamkeit: Das Hier und Jetzt ist entscheidend – nicht das, was geschehen ist und was passieren wird. Wir müssen einfach intensiv und konzentriert tun, was wir tun.
Machen Google & Co unser Gedächtnis faul? Oder: Haben wir uns früher mehr gemerkt als heute?
Suchmaschinen haben unser Gedächtnis entscheidend verändert: Wir lagern immer mehr Gedächtnisfunktionen an das externe, elektronische Gehirn aus. Damit wächst das subjektive Gefühl, dass wir uns weniger merken, auch „digitaler Alzheimer“ genannt. Der Mensch ist einfach bequem und handelt praktisch nach der Maxime: „Warum soll ich mir alles merken, wenn ich es ohnehin nachlesen kann?“
Was können wir dagegen tun?
Nicht bequem werden und immer neugierig bleiben – lernen Sie ein Leben lang, bleiben Sie aufmerksam und achtsam. Ihr Smartphone ist zwar hilfreich und darf oder soll auch unser praktischer Diener sein. Der Chef im Hirn sind aber immer noch wir!
Tipps für Gedächtnistraining von Dr. M. Sommer
- Gedächtnisbrücken: Denken Sie in Bildern, bedienen Sie sich bildhafter Denkhilfen, erfinden Sie lustige Merkgeschichten.
- Kombinieren: Lernen und bewegen lassen sich gut miteinander verbinden: Nehmen Sie Ihre neuen Business-English-Vokabeln auf einen Spaziergang mit.
- Doppelt speichern: Nützen Sie Helfer wie den Nummernspeicher in Ihrem Handy, die digitale Erinnerungsfunktion Ihres Computers oder die Aufzeichnungen in Ihrem Terminkalender – speichern Sie aber Wichtiges zusätzlich im Kopf ab. Und sei es nur als willkommenes Gehirnjogging.
- Namen merken: Beginnen Sie damit, einem Menschen Ihre absolute Aufmerksamkeit zu schenken. Fragen Sie nach, wenn Sie den Namen nicht genau verstanden haben. Wenn Sie eine Visitenkarte erhalten, studieren Sie diese genau und lesen Sie den Namen laut vor. Verwenden Sie den Namen öfter im Zuge des Gesprächs. Lassen Sie ein Bild zum Namen vor Ihrem geistigen Auge entstehen. Prägen Sie sich ein charakteristisches Merkmal Ihres Visavis ein: den Haarschnitt, ein Kleidungsstück oder den Ton der Stimme. Achten Sie bei all dem auf positive Assoziationen. So schenken Sie sich selbst und dem anderen gute Gedanken – positive Energie.
- Inhalte merken: Stellen Sie sich eine festgelegte Route an einem bekannten Ort – zum Beispiel in Ihrem Wohnzimmer – vor und deponieren Sie Inhalte, die Sie sich merken möchten, an beliebigen Plätzen entlang dieser Route: Etwa auf dem Sofa, unter dem Couchtisch, auf dem Fernseher, unter dem Teppich, im Blumenstock usw. Sie werden sehen, die Inhalte lassen sich später bei Bedarf mühelos dort wieder „abholen“
- Wie sehr wollen Sie es? Wir lernen nur Dinge, die wir auch lernen wollen. Wir erinnern uns nur an Menschen, an die wir uns erinnern wollen. Mit dem Lernen sollte ein positives Gefühl verbunden sein.
Zur Person
Dr. Luise Maria Sommer ist Gedächtnisexpertin, zweifache österreichische Gedächtnismeisterin und Grand Master of Memory mit Weltrekord im Guiness Buch der Rekorde. Ihr Gedächtnis ist für sie „die Schatzkammer ihrer Erinnerungen“.Jedem Kellner und jedem Rezeptionisten rät sie: „Schenke dem Gast im Moment der Begegnung absolute Aufmerksamkeit, denn gezielte Aufmerksamkeit heißt nur das halbe Gedächtnis.