Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit

30. Oktober 2015

Irene Auer ging den Weg der Nachhaltigkeit, auch wenn nicht immer alles wie geplant lief. Wie kam es, dass gerade das Naturhotel Waldklause eine Vorreiter-Reiterrolle im Ötztal übernahm?

„Nicht alles bio, den Bauern der Region zuliebe. Alles aus Holz, außer der Liftschacht. Keine externen Berater, aber ein grün angehauchter Sohn“, fasst Irene Auer, Chefin des Naturhotels Waldklause, ein paar Eckpunkte ihrer Sicht von Nachhaltigkeit zusammen. „Das Ötztal wurde dadurch wachgerüttelt, auch wenn uns am Anfang viele den Vogel gezeigt haben.“

Nicht immer alles geplant

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„Ich sehe mich als normale und leidenschaftliche Wirtin, die manchmal andere Wege geht“, sagt Irene Auer über sich und das das Naturhotel Waldklause in Längenfeld, das sie gemeinsam mit ihrem Mann führt. Die Idee, ein Hotel zu eröffnen, das auf Nachhaltigkeit setzt, ist mit dem Bau des Hotels prozesshaft entstanden. „Wirklich geplant haben wir das nicht, sondern wir wussten, was gut für die Region und die Menschen ist.“ Dabei ließen sich die zwei von ein paar Grundgedanken leiten, als sie vor einigen Jahren aus dem Restaurant Waldklause ein Hotel gemacht haben: Wohlfühlarchitektur, Gespür für Materialien, Kreativität, Leidenschaft, die Region und Authentizität. Inputs gab’s vom Schwager Josef Knabl, der die Best Wellness Hotels Austria ins Leben gerufen hat.

Bio und/oder Regionalität

Die Tiroler setzen bekanntlich auf ihre Leut’. So auch das Hotel Waldklause. „Wir bieten fast ausschließlich Bioprodukte an, sofern es möglich ist. Im Zweifel kaufen wir aber lieber von den Bauern der Region“, erklärt die Chefin ihre Sicht von regionalen Wirtschaftskreisläufen. Zahlreiche Ötztaler Landwirte haben sich wegen der Nachfrage des Hotels als Biobauern zertifizieren lassen. „Viele hatten aber nicht die Ressourcen dafür, was wir berücksichtigt haben“, so Auer.

Bio und/oder Regionalität

Das Hotel folgt damit einer Idee, die den Tirolern sehr gut gefällt:

• Das Gute und Vertraute aus der Region ist oftmals sympathischer als ein Biosiegel.
„Die Produkte unserer Bauern sind eh meistens bio, auch wenn’s nicht immer draufsteht.“

Holz gibt statt Beton den Ton an

2004 wurde das Hotel von Grund auf renoviert, es sollte etwas Einzigartiges entstehen. Was gibt es Naheliegenderes, als einen Baustoff zu verwenden, der vor der Tür nachwächst? „Boden und Wände sind aus mondgeschlägertem Holz“, ist Auer stolz. „Nur der Liftschacht ist aus Beton.“ Die Reaktionen waren vorhersehbar:

„Natürlich hat uns jeder den Vogel gezeigt und viele haben uns für verrückt erklärt. Raiffeisen hat aber stets an uns geglaubt und die Menschen hinter dem Projekt gesehen.“

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Alles in allem wurde ein Betrieb aus Holz, Stein und Glas geschaffen und es wurden damit Maßstäbe für die Architektur in der Region gesetzt: „Wir waren das erste Hotel, das das Wort Design verwendet hat, das erste Hotel in einstofflicher Holz-Bauweise und das erste Hotel, das das Ötztal wachgerüttelt hat, im Sinne von: Es geht doch anders!“ Wer nun glaubt, es geht hier rein um Öko, der irrt. Trotz Holz wirkt alles modern, trotz Moderne ist das Gefühl im Haus heimelig und warm.

Mitarbeiter aus der Region

Gäste reisen heute nicht mehr nur, damit sie einen anderen Ort sehen. Viele wollen Land und Leute kennenlernen. „Das funktioniert nur, wenn sie auch auf einheimische Mitarbeiter treffen.“ Ohne hier jetzt die Meinung zu vertreten, Saisonniers aus dem Ausland würden ihre Arbeit weniger gut machen, setzen die Auers auf Mitarbeiter aus der Region. „Erstens, damit die Wertschöpfung im Land bleibt. Zweitens geht es vielen um den kulturellen Aspekt beim Reisen und Begegnungen mit Einheimischen.“ Nachhaltigkeit meint aber nicht nur die Beziehung zum Gast, sondern auch jene zu den Mitarbeitern, in Form einer sozialen Komponente: „Wir bieten Teilzeitmodelle für Mütter, sind ausgezeichneter Lehrbetrieb und berücksichtigen, so gut es geht, die Wünsche der Mitarbeiter.“

Das macht außerdem Nachhaltigkeit aus:
  • Hackschnitzelanlage: Geheizt wird mit Holz – das schont die Umwelt und die Geldtasche.
  • Sanften Tourismus fördern: Hilfsbedürftige werden in betriebsschwachen Zeiten zum Urlaub eingeladen – das ist ein Zeichen einer solidarischen Gesellschaft.
  • Mitglied von Global Family: Er bringt pfiffige, andere Ideen ein – damit konnte sich das Haus vom Mitbewerber abheben.
  • Grün angehauchter Sohn:: Am Hotelprogramm steht Bäume umarmen, Kräuter sammeln oder der Waldhochsteg, was den Gästen die Natur nahebringt – das vermisst der Stadtmensch manchmal.
  • Begegnungen in der Natur: Werden wahrscheinlich weiter schwinden – und das tun sie seit 1850.
  • Kochkurse: Mit Einheimischen kochen, die Zutaten direkt aus Wald und Garten – das macht Freude und sorgt für viele neue Eindrücke.
  • Entspannungsprogramm: Gäste lernen Yoga in den Alpen oder meditieren – das bringt die Menschen wieder mehr zu sich selbst.


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