5 Fragen an Mag. Wolfgang Kleemann

12. Juni 2016

5 Fragen an Mag. Wolfgang Kleemann, Geschäftsführer der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank GmbH

Mag-WolfgangKleemann-c-OEHTWie hat sich der „Gesundheitstourismus“ in den vergangenen Jahren in Österreich entwickelt?

Zwischen 12 und 14 Prozent der Investitionen im österreichischen Tourismus entfallen auf den Gesundheitstourismus. Während wir vor fünf Jahren im Durchschnitt noch einen leichten Rückgang feststellen konnten, ist diese Größenordnung in den vergangenen zwei, drei Jahren gleichgeblieben. Wir befinden uns derzeit in einer Profilierungs-, nicht aber in einer Diversifizierungsphase. Das heißt, die Spitze wird immer stärker, bereits positionierte Betriebe verbessern ihr Angebot. Neue Unternehmen kommen jedoch nicht dazu.

Wie sieht es in Tirol aus?

Tirol verhält sich in puncto Investitionen gleich wie das restliche Land, mit dem Unterschied, dass hier der Gesundheitstourismus eine von mehreren Angebotskomponenten bildet, während er in anderen Destinationen die einzige Profilierungschance darstellt.

Welche Chancen eröffnet diese Spezialisierung der Branche?

Für Österreichs Tourismusbetriebe außerhalb der Städte gibt es drei große Erfolgsfaktoren: den Wintertourismus, den Wellness- und Gesundheitsbereich sowie die Kinderhotellerie. Kann man sich aufgrund geografischer Gegebenheiten nicht skitouristisch ausrichten, bieten gesundheitsorientierte oder kindgerechte Angebote Möglichkeiten, ein Alleinstellungsmerkmal zu erreichen – das gilt auch für Tirol.

Wie wird sich die Nachfrage entwickeln?

Immer mehr Gäste möchten sich in ihrem Urlaub Gutes tun und fragen nach diesem Grenzprodukt zwischen „noch Freizeit“ und „schon Medizin“. Der Trend ist noch zu jung, um ihn mit Zahlen zu belegen. Die Auslastung in gesundheitsorientierten Hotelbetrieben liegt jedoch über dem Durchschnitt, genauso wie der Durchschnittspreis pro Nächtigung.

Welche Tipps haben Sie für Hotelbetriebe, die Interesse am Gesundheitstourismus bekunden?

Eine Spezialisierung macht nur als Gesamtkonzept Sinn. Die gesundheitsfördernde Orientierung sollte sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche des Hotels ziehen – von der Einrichtung über das Essen bis hin zu den Angeboten. Außerdem ermutige ich Hotelbetreiber dazu, lokale Elemente einzubauen, also anstelle der beliebten fernöstlichen Philosophie Schätze aus dem eigenen Land einzubinden.



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