Die Zukunft des Urlaubs

14. September 2015

Wie wir in Zukunft 
Urlaub machen werden, weiß keiner so genau. Es gibt aber ein paar Trends, die den Urlaub von 
morgen schon heute beeinflussen.

Ein Wochenende am Mond gefällig? Oder lieber am Mars? Vielleicht ein paar Tage auf einem Kreuzfahrtschiff, das eigentlich eine Insel ist? Ein Aufenthalt in einem Unterwasserhotel oder ein Aktivurlaub in einem Energiegarten? Ganz lange weg oder viele kurze Auszeiten? Ein Beitrag mit Statements von Zukunftsforscher Harry Gatterer.

Valencia, Spain - May 18, 2014: The City of Arts and Sciences. This is an entertainment-based cultural and architectural complex in the city of Valencia, Spain. It is the most important modern tourist destination in the city. Designed by Santiago Calatrava and Felix Candela. It was inaugurated April 16, 1998.

Foto: iStockphoto

Was uns die Zukunft bringt, steht in den Sternen oder ist eben noch nicht geschehen. „Unvorhersehbare Veränderungen spielen in jeder Zukunftsentwicklung eine große Rolle. Diese kann niemand kennen. Daher bleibt es weiterhin spannend“, erklärt Harry Gatterer.

„Wir können aber fundierte Ahnungen darüber entwickeln, wohin die Reise geht. Denn große Veränderungswellen, in der Zukunftsforschung ‚Megatrends‘ genannt, bilden zyklische Wandlungsmuster ab. Jene Veränderungsmuster, die sich auf unsere Welt heute und auch in zwanzig Jahren auswirken.“

Die Demografie unserer Gesellschaft ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Schon heute lässt sich erkennen: Wir werden künftig viel mehr ältere Menschen auf unserer Erde haben als jüngere.

Neue Bedürfnisse

Auf Basis von Trendforschung können wir also in etwa sagen, was die Zukunft des Urlaubs beeinflussen wird, und daraus bestimmte Szenarien ableiten:

„Weil wir deutlich altern, werden wir eine andere Idee des Reisens verfolgen“, ist sich Gatterer sicher.
Die sogenannten „Best Ager“ – die anspruchsvollen, konsumfreudigen Gäste ab etwa 50 Jahren – haben eben andere Anforderungen ans Reisen: mehr Pausen, weniger lange Anfahrtszeiten. Auch der Aufenthalt gestaltet sich anders: eine spezielle, vielleicht sogar barrierefreie Ausstattung im Hotel, Service rund um die Uhr, das altersgerechte Programm oder die medizinische Versorgung vor Ort.

Darüber hinaus könnte sich die Mobilität an sich verändern: „In einer so hochmobilen Welt werden die Menschen sich die Reisen einfach besser überlegen: Wann reise ich wofür? Worauf habe ich Lust? Was bereitet mir Freude? Wo will ich wirklich hin? Wie komme ich am bequemsten dorthin?“

Ohne Arbeit kein Urlaub

Auch die Funktion des Urlaubs könnte sich ändern, denn Urlaub ist nicht nur einfach wegfahren, sondern Inspiration, Abwechslung, Ruhe, Konzentration oder Gesundheit. Urlaub existiert primär als Gegensatzpaar zur Arbeitswelt: „Gäbe es keine Arbeit, gäbe es auch keinen Urlaub“, betont der Zukunftsforscher. „Wenn sich also die Arbeitswelt verändert, anspruchsvoller und komplexer wird, dann hat dies auch eine massive Auswirkung auf die Urlaubswelt.“ Allerdings machen immer weniger bei 70-Stunden-Wochen mit und diese Menschen sehen Arbeit auch nicht mehr als ihr Lebenswerk, sondern als zweckdienliche Einkommensquelle.

Privat. Kurz. Gesund.

Drei Trends, die für die Zukunft des Urlaubs interessant sein könnten, sind:

• Originelles Privatquartier
• Kurzurlaub
• Gesundheit

Originelles Privatquartier

Eine Nacht in der Wohnung eines wildfremden Menschen zu verbringen, ist für viele kaum vorstellbar. Für andere wiederum liegt der Reiz darin, eine einzigartige Unterkunft bei lokalen Gastgebern zu finden, um Menschen in deren Zuhause zu begegnen und so ein Urlaubsland authentisch kennenzulernen. Das Motiv der Gastgeber: Teilen stiftet Sinn und bereitet Freude. Und man hat die Möglichkeit, neue Kulturen und Menschen kennenzulernen, ohne selbst zu verreisen. Das Vermieten der eigenen Unterkunft an Reisende und damit das Teilen der Wohnung oder des Hauses mit Gästen aus aller Welt ist ein nicht unumstrittener Trend. Im Tourismus hat dieses Konzept auch einen Namen: Airbnb. Gatterer zufolge handelt es sich um ein Prinzip, das sich zukünftig gesellschaftlich und ökonomisch massiv verfestigen könnte. In Tirol werden ca. 2.500 Unterkünfte über diese Plattform angeboten. (Quelle: tirol.orf.at)

Kurzurlaub

Früher konsumierten wir den Urlaub in ein bis zwei Tranchen. Heute brauchen wir kurze Auszeiten: ein Signal für die Veränderung der Arbeitswelt. „Wer dauerbelastet ist, braucht nicht den einen Erholungsurlaub im Jahr, sondern benötigt ständig Urlaub – immer wieder Auszeiten vom Alltag ganz nach dem Motto: Ich bin dann mal kurz in London, brauche eine Pause. Bis morgen, oder übermorgen!“, erklärt Gatterer.

Gesundheit

Unsere Gesellschaft strebt nach absoluter Gesundheit. Wir pflegen, erhalten sie und geben viel Geld für sie aus – besonders im Urlaub. „Wellness ist aber längst schon vorbei und war die Vorstufe von dem, was wir heute betreiben: Medizintourismus“, so Gatterer. Heute geht es nicht nur um Wohlfühlen, sondern darum, nachhaltig – und damit auch nach dem Urlaub – den Lebensstil zu verändern: auftanken, meditieren lernen, runterkommen, Stressmanagement oder Nein sagen lernen.

In Tirol sieht Gatterer die Voraussetzungen dafür jedenfalls gegeben:

  • „Die Lebensqualität in Tirol ist extrem hoch, das suchen Reisende in Zukunft vermehrt.
  • Hier geht es noch echt zu, nichts ist aufgesetzt.
  • Das Land bietet ein Umfeld, in dem die Idee eines guten Lebens
    möglich ist und erfahrbar wird.“

Landschaft alleine reicht nicht

Die Faszination einer Landschaft reicht heute nicht mehr aus, um Urlauber zu beeindrucken, denn auch anderswo ist es schön. Heute braucht es also einen Mehrwert über das „Irgendwo-anders-Sein“ hinaus. Es gilt, etwas Außergewöhnliches zu bieten, innovative Ideen zu entwickeln und diese umzusetzen, damit der Urlaub ein einzigartiges und nachhaltig beeindruckendes Erlebnis wird. Solche tiefergehenden Erfahrungen können für jeden etwas anderes bedeuten: Selbstfindung, Gesundheit, Abenteuer, Kulinarik, Spiritualität oder Begegnungen mit anderen Kulturen.

ZUR PERSON

  • Harry Gatterer ist Trendforscher, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts und Experte für „New Living“.
  • Seine Forschungsschwerpunkte: Die Zukunft von Leben und Arbeit, neue Lebensstile und ihre Wirkung auf Gesellschaft, Unternehmen, Konsum und Freizeit.

Harry Gatterer, Zukunftsforscher


Zurück