Auf Entwicklungen setzen, die Bestand haben!

22. Juni 2016

Im Interview erklärt FH-Prof. Mag. Siller, warum das Thema Innovation – richtig verstanden – ein lebenswichtiges Thema für Tiroler Destinationen darstellt.

Hubert_Siller

Ist Innovation gleich Innovation oder muss man hier unterscheiden?

Hubert J. Siller:
Man muss zwischen radikaler und schrittweiser Innovation unterscheiden. Die eine baut etwas zu 100 Prozent neu, die andere versucht, Vorhandenes zu verbessern. Innovation im Tiroler Tourismus wird eher Zweiteres leisten. Im Zentrum der Betrachtungen steht immer der Gast, der im Urlaub aus dem Alltag heraustreten will, um eine erholsame Gegenwelt zu leben.

Besitzt Tirol die nötige Innovationskompetenz?

Hubert J. Siller:
Ja. Vor allem auch beim Winter-Tourismus wird Tirol wohl weltweit als führend angesehen – Stichwort Beförderungs-Technologie und Gastronomie am Berg – und erfüllt höchste Qualitätsansprüche. Der Gast sucht in seiner Freizeit Bequemlichkeit, der Touristiker kommt diesem Bedürfnis zum Beispiel mit dem beheizten Sessellift entgegen: Ein innovatives Angebot, das der Gast dankend annimmt. Aus der Motivforschung wissen wir auch, dass ein alpines Landschafts- und Naturerlebnis beim Gast ganz oben auf der Wunschliste steht. Auch diesem Bedürfnis entspricht Tirol mit immer neuen gastronomischen und architektonischen Lösungen bis hin zur Haubenküche auf 3.000 Metern. Die große Herausforderung besteht darin, eine breite Akzeptanz auch bei den Einheimischen zu erreichen.

Tourismus-Innovation

Ist Innovation, gleich Innovation?

    Man unterscheidet zwischen radikaler Innovation und schrittweiser Innovation:

  • Die radikale Innovation baut etwas zu 100 Prozent neu aufbaut
  • Die schrittweiser versucht, Vorhandenes zu verbessern
    diese Art von Innovation leistet der Tiroler Tourismus.
    Hubert J. Siller
Warum ist der Einheimische so wichtig?

Hubert J. Siller:
Der Tiroler ist im eigenen Land der kritischste aller Kunden. Er ist ein geeigneter Indikator für das Funktionieren des touristischen Angebots. Was er als nicht naturnahe oder unpassend ablehnt, wird auch beim Gast nicht funktionieren. Diesen Umstand muss jede touristische Innovation berücksichtigen. Schließlich will der Gast in seinem Urlaub dem gelebten Tirolerischen begegnen. Das funktioniert aber nur, wenn sich der Tourismus im Einklang mit den Einheimischen und der Tradition weiterentwickelt.

Stichwort Touristische Mode oder nachhaltige Entwicklung: In welche Richtung soll sich der Tiroler Tourismus orientieren?

Hubert J. Siller:
Es geht nicht um den „großen Wurf des ständig Neuen“ und auch nicht darum, noch dem kleinsten zukünftigen Trend zu entsprechen. Die große Herausforderung hierzulande ist, auf Entwicklungen zu setzen, die Bestand haben. Ganz wichtig dabei ist, Natur möglichst barrierefrei zugänglich zu machen, ohne sie zu zerstören. Dass dieser Weg durchaus auch im Sinne der Innovation gegangen werden kann, zeigt der Stubaier WildeWasserWeg, der den Lauf des Wassers vom Tal bis hinauf zum Gletscher erleb- und erspürbar macht und höchst erfolgreich ist. Auch hier zeigt sich: Unser zentrales Tiroler Thema heißt Bewegung in naturnahen Landschaften. Das gilt es innovativ umzusetzen.
Ob die Natur dabei mit Hilfe von Nordic-Walking-Stöcken, per Schneeschuh oder per E-Bike erschlossen wird, ist nur in zweiter Linie wichtig.

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